Stress, Ursachen und Stressbewältigung". Teil 1

16. Oktober 2024

Der Herbst hat mit Regen an die Türen angeklopft und der Regenschirm wird zu einem Begleiter. Die Wärme vom Sonnenschein können wir noch ab und zu genießen und die Erinnerungen an den Sommerurlaub werden wieder wach: Spaziergänge um das Zwischenahner Meer, Walnussbecher essen , Zeit mit Familie und Freunden verbringen sind an der Tagesordnung. Wie bei der Jahreszeit Herbst, gibt es beim Stress - die "farbenfrohe" Seiten. Stress wird mit Druck, Belastung und Anspannung assoziert. Die "angenehme" Version von Stress ist die Verliebtheit. Das "Glückshormon " Dopamin wird intensiv ausgeschüttet und bringt die Gefühle der Freude und Euphorie. "Schmetterlinge im Bauch", das Herzklopfen und die Gefühle von Chaos im Körper wird durch den Anstieg von Noradrenalin und Adrenalin verursacht. Im alten Ägypten war der Schmetterling das Symbol der Seele und bedeutete den Neubeginn und die Auferstehung. Das Gefühl der Liebe fühlt sich wie "Schweben im siebten Himmel" an. Dazu verleiht das "Kuschelhormon" Oxytocin das Gefühl der Geborgenheit.

 Verliebtsein ist eine frühe Phase der Geschichte zweier Menschen, die eine große Anziehungskraft füreinander verspüren. Die Gründe können u.a. Persönlichkeitsmerkmale(z.B. Kampfgeist), gemeinsame Interessen, soziale Kompetenzen(z.B. Umgang mit anderen Menschen), physische Attraktivität sein. In der Verliebtheitsphase regt das Noradrenalin die Stimmung, Lust und den Herzkreislauf an. Endet das Verliebtsein mit Enttäuschung, kann das Probleme mit sich bringen wie u.a. Schlafstörungen und Traurigkeit. Reden, Ablenkung, Sport, neues Hobby, Erinnerungsstücke aussortieren, neue soziale Kontakte knüpfen, professionelle Hilfe aufsuchen können in diesem Lebensabschnit behilflich sein. Wenn zwei Menschen nach der Trennung der Liebe nochmal sich eine Chance geben, sprechen wir von dem Effekt der sg. Bumerang- Liebe. Die Liebe kennt kein Alter.


Zum Abschluss um das Thema "Verliebtsein" mit einer kurzen Geschichte: 

"Paul und Paula treffen vor dem Krieg aufeinander und das ist die Liebe "auf dem ersten Blick". Es wurde zwischen den beiden romantisch und Pläne für die Zukunft wurden geschmiedet. Paul war junger Bäcker und träumte von Paula, Familiengründung und der eigenen Backstube. Der Krieg hat begonnen und Paul war an der Front. Paula hat als Krankenschwester gearbeitet und auf ihn gewartet. Nach dem Krieg kam Paul traumatisiert und verletzt wieder, aber er hat sich bei Paula nicht gemeldet. Paula hat lange um ihn getrauert und eines Tages für einen Neubeginn entschieden, geheiratet und ein Kind bekommen. Nach dem Tod ihres Mannes ist Paula in eine Pflegeeinrichtung gegangen, weil sie etwas Hilfe bei der Bewältigung des Alltags benötigte. Paula kümmerte sich rührend mit um ihre Mitbewohner und bald entdeckte auf der Terrase einen Mann, der die Sonnenstrahlen im Herbst genossen hatte. Der Mann war sehr krank und hatte keine Angehörigen. Paula war zu den Mann hingegangen, hat ihn angesprochen und hat dabei in seinen türkisblauen Augen Paul wieder erkannt..."


Walter Cannon hat im Jahr 1915 als erster den Begriff "Stress" formuliert. Er sah Stress als körperliche Reaktion auf eine Bedrohung. Das Gehirn sendet, nachdem die Bedrohung registriert hat, Signale an das Nebennierenmark (über das vegetative Nervensystem). Das führt zur Freisetzung von großen Mengen an Noradrenalin und Adrenalin. Das Herz pumpt in kürzerer Zeit größere Mengen Blut durch den Körper, die Atemfrequenz steigt und der Muskeltonus steigt. Bei einer länger andauernden Bedrohung wird zudem Cortisol ins Blut abgegeben, um die länger anhaltende Steigerung der Leistungsfähigkeit zu erreichen. Das Ziel des Körpers ist es sich in den Kampf - oder- Fluchtmodus zu befähigen. Durch Ausstoß von Hormonen kommt es zu destruktiven Wirkungen- das rationale Denken wird in das Hintergrund verdrängt, was Affekthandlungen zu Folge haben kann. Ursachen für Stress sind u.a. folgende:
 

  1. äußere Stressoren: Lärm, Verkehrstau, Krankheiten, Streit, Sorgen, Ängste...
  2. innere Stressoren: nicht delegieren zu können, Perfektionismus... 
  3. soziale Stressoren: Mobbing, schlechtes Arbeitsklima, fehlende Wertschätzung, Übelastung (Überstunden, zu viele Aufgaben)... 
  4. psychisch-mentale Stressoren: Zeitdruck, Leistungsdruck, Überforderung, Unterforderung... 


Hans Selye hat Stress als eine "unspezifische Reaktion des Körpers auf eine Anforderung" gesehen. Stress ist eine Wechselwirkung von Schädigung und Verteidigung wie bei der Spannung aus dem Bereich der Physik, wo die Wechselwirkung von Kraft und Widerstand beobachtet wird. Stressmanifestation als Allgemeines Adoptionssyndrom bedeutet, das der Organismus versucht sich an aktuelle und andauernde Stressoren zu adaptieren. Das Anpassungssyndrom nach Selye verläuft in drei Phasen: Alarmreaktion, Widerstandsaufbau, Erschöpfungsphase. Die Erschöpfungsphase kann zu Schädigung wichtiger Körperfunktionen, Krankheiten und im Extremfall zum Tod (Kivimäki, 2012, Segestrom&Miller, 2004, Quelle) führen. Selye unterscheidete zwischen Disstress (negativer Stress) und Eustress (positivert Stress) und postulierte Disstress reduzieren, Eustress fördern. Wenn ein negativer und unangenehmer Stressor bewältigt wurde, könnte das zu positiven Erlebnissen führen.

 

Redaktionell erfasst durch Teresa Brau